NIST Technical Note 1822

Bei der Beurteilung von Flucht- und Rettungswegen in Gebäuden oder baulichen Anlagen werden zunehmend Programme zur Simulation von Personenströmen eingesetzt. Mit der Richtlinie für Mikroskopische Entfluchtungsanalysen (RiMEA) liegt seit dem Jahr 2004 im deutschsprachigen Raum eine Methodik für die Erstellung von simulationsgestützten Entfluchtungsanalysen vor. Die Richtlinie wurde in den vergangenen Jahren mehrfach überarbeitet und liegt derzeit in der Version 2.2.1 vor. Im Aufbau und Inhalt orientiert sich die Richtlinie an den „Guidelines on Evaluation Analyses for Ro-Ro passenger ships“ (MSC-Circ.1033 bzw. MSC.1-Circ.1238), die im Nachgang des Untergangs des Schiffsfähre Estonia im Jahr 1994 erarbeitet und veröffentlicht wurde [cite source=“doi“]10.1007/978-3-642-04504-2_21[/cite]. Das RiMEA-Projekt war bereits mehrfach Gegenstand von Vorträgen bei internationalen Konferenzen [cite source=“doi“]10.1007/978-3-540-47064-9_27[/cite]. So stellte auf der 6. internationalen Konferenz Pedestrian and Evacuation Dynamics (PED) Herr Rogsch das RiMEA-Projekt „RiMEA: A Way to Define A Standard For Evaluation Calculation“ einem breitem internationalen Fachpublikum vor.

Als Ergänzung zur konsensbasierten Erarbeitung von Normen, die unter Einbeziehung aller interessierten Kreise erfolgt, werden in den vergangenen Jahren zur Förderung und Beschleunigung des Wissens- und Technologietransfers sogenannte Spezifikationen erarbeitet und veröffentlicht. Die durch das Deutsche Institut für Normung begleitete Erarbeitung einer DIN SPEC kann im Sinne der entwicklungsbegleitenden Normung die Basis für ein späteres Normungsvorhaben darstellen. Zur Steigerung der Bekanntheit und der Akzeptanz wurde die bisher „freie“ Richtlinie für Mikroskopische Entfluchtungsanalysen im Jahr 2012 in eine Spezifikation DIN SPEC 91284 überführt und veröffentlicht. Zusammen mit dem Technischen Bericht ISO/TR 13387-8 der International Organization for Standardization (ISO) und der Richtlinie für Passagierschiffe hat die DIN SPEC 91284 gemeinsam das Problem, dass alle keinen weltweit anerkannten Standard darstellen. Die Richtlinien können je nach Verbreitung nur für einen kleinen Bereich als „Standard“ bezeichnet werden.

Das National Institute of Standards and Technology (NIST), veröffentlichte vor wenigen Tagen den Technischen Bericht Nr. 1822 „The Process of Verification and Validation of Building Fire Evacuation Models„. Das vorliegende Dokument beschreibt ein Validierungs- und Verifizierungsverfahren für Modelle zur Simulation von Evakuierungen/ Räumungen von Gebäuden im Brandfall. Ob und in welcher Form die Ergebnisse dieses Berichtes Einzug in derzeit laufende Normungsverfahren und Richtlinien findet, ist abzuwarten.

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