O.R.B.I.T.-Studie 1976-1978

Im Auftrag des Bundesministers für Forschung und Technologie wurde am Entwicklungszentrum Weissach der Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft unter Mitwirkung der WIBERA Wirtschaftsberatung AG mit Sitz in Düsseldorf eine Grundlagenuntersuchung für die Entwicklung verbesserter Feuerwehrfahrzeuge zur Optimierung der Leistungsfähigkeit bei der Brandbekämpfung und anderer Einsätze durchgeführt. Ziel des in drei Phasen gegliederten Projektes war es, den Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren eine neue Fahrzeugfamilie als Nachfolger und Ergänzung der zum Zeitpunkt der Studie vorhandenen Einsatzfahrzeuge anzubieten. Unter Beachtung von Kosten und Nutzen sowie bestimmter unabänderlicher sachlichen Gegebenheiten sollte die neue Fahrzeugfamilie technische, personelle und organisatorische Verbesserungen im Feuerwehrwesen bieten. Hintergrund des Forschungsauftrages war ein zum damaligen Zeitpunkt auf 3,35 Mrd. DM bezifferter Sachschaden bei Bränden und ca. 1.000 Brandopfern pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland.

In der ersten Phasen des Projektes sollte eine Bestandsaufnahme und lastenheftartige Konzeptbeschreibung der neuen Fahrzeugfamilie entwickelt werden. In der zweiten und dritten Phase war der Bau eines Prototyp der neuen Fahrzeugfamilie mit anschließender Erprobung zur Erreichung der Serienreife vorgesehen. Mit einer Laufzeit von 22 Monaten endete Phase 1 am 30. Juli 1978. Die Ergebnisse wurden am 21. August 1978 im Entwicklungszentrum der Firma Porsche vorgestellt und die Ergebnisse in einem Bericht im Dezember 1978 veröffentlicht. Nach Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der Definitionsstudie (Phase 1) wurden die Phasen 2 und 3 nach den derzeit vorliegenden Informationen im Anschluss nicht durchgeführt.

Phase 1 – Definitionsstudie

Die Definitionsstudie unter der Projektleitung von Herrn Ulrich Betz gliedert sich in acht Kapitel, ein umfangreiches Literaturverzeichnis und einen knapp 200 Seiten starken Anhang. Die Studie sollte dabei nicht bewährte Dinge und sinnvolle Normen verwerfen, sondern bekannte Lösungen, Kenntnisse und Ideen unter Berücksichtigung und Relativierung der sich ergebenden Zielkonflikte mit neuen begründeten Lösungen verknüpfen, um eine homogene und effektive Systemlösung zu schaffen.

Zu Beginn (Kapitel 3) wurde daher eine Ist-Stand-Analyse von Organisation, Potential und Einsatz der Feuerwehr vorgenommen. Hierfür erfolgte neben einer Literaturrecherche eine bundesweite Fragebogenaktion bei Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren, die Auswertung von Einsatzübungen unter Realbedingungen und die Untersuchung der feuerwehrtechnischen Standards zum damaligen Zeitpunkt.

Im Anschluss daran wurde das technische Gerät der Feuerwehr einer Analyse unterzogen, die Zielfunktionen daraus abgeleitet und die Forderungen an ein optimiertes System aufgestellt (Kapitel 4).

Zur Konkretisierung der abstrakten Ergebnisse der Definition der Zielfunktionen und der Forderungen an ein optimiertes System wurde in Kapitel 5 unter Berücksichtigung eines möglichst günstigen Kosten-Wirksamkeits-Verhältnisses ein Feuerwehrsystem zur

  • Optimierten
  • Rettung
  • Brandbekämpfung und
  • Integrierten
  • Technischen Hilfeleistung

entwickelt.

Basisfahrzeug mit Hubrettungseinheit und Ergänzungseinheit (Tafel II, S. 602):

Für die Konzeption eines Transportsystems wurde in einer ersten Stufe eine optimale Löschzugstärke für ein bestimmtes „kritisches“ Einsatzereignis definiert. In einer zweiten Stufe wurde untersucht, welche organisatorisch-taktischen Maßnahmen die Sicherheit einer Gemeinde erhöhen können. Im Anschluss daran wurde in einer dritten Stufe eine Auswahl der technologischen Komponenten getroffen, die auch unter Kostengesichtspunkten als realisierbar für die Aufgabe erschienen. Im Anschluss erfolgte die Bestimmung der Anzahl der taktischen Feuerwehreinheiten, die für die Sicherheit einer beliebig großen Gemeinde als notwendig erschienen.

Die Einsatzmöglichkeiten des in Kapitel 5 definierten Systems wurden in Kapitel 6 anhand spezieller Einsatzbeispiele verdeutlicht.

In Kapitel 7 erfolgte der Versuch, eine Nutzen-Kosten- und eine Kosten-Wirksamkeits-Analyse für das entwickelte System durchzuführen. Hierzu wurde das existierende konventionelle System gegenübergestellt. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass für das neu entwickelte System die jährlichen Aufwendungen niedriger sind und die Leistung des optional in drei taktische Einheiten teilbaren Löschzuges gegenüber einem herkömmlichen Löschzuges eine qualitative Verbesserung und eine quantitative Erhöhung der Sicherheit bei verstärkter Leistungsbereitschaft darstellt.

Eine abschließende lastenheftartige Beschreibung des O.R.B.I.T.-Systems erfolgte in Kapitel 8.

Ausblick
Nach Beschreibung des Aufbaus und kurzer Zusammenfassung der Definitionsstudie wird im nächsten Blog-Beitrag der Frage nachgegangen, in welchem Zusammenhang die in der AGBF-Empfehlung aus der O.R.B.I.T.-Studie entnommene Abbildung steht und welches kritische Schadensereignis zur Leistungsbeschreibung des O.R.B.I.T.-Feuerwehrsystems herangezogen wurde.

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