„Die Berechnung der Welt“

Ein wenig offtopic (zumindest nicht im Kernthema F-Sims), aber dafür um so interessanter:

Die Frankfurter Allgemeine berichtete am 7. Januar 2013 unter dem Titel „Forschung an der Zukunftsmaschine – Die Berechnung der Welt“ von einem Forschungsvorhaben von Prof. Dr. Dirk Helbing: FuturICT.

Sowohl das Forschungsvorhaben als auch der Artikel darüber sind mehr als nur interessant.

Entsprechend dem Artikel basiert die Idee hinter FuturICT auf der Tatsache, dass dynamische, interagierende Systeme in einer globalisierten Welt so komplex werden, daß sie von Menschen nicht mehr verstanden werden und damit auch nicht mehr gesteuert werden können. Genau hier setzt Prof. Helbings Forschungsvorhaben an: unter Einsatz eines Supercomputers sollen grundlegende Daten, beispielsweise aus sozialen Netzwerken oder Micro-Blogging-Diensten analysiert und ausgewertet werden.

Im Endeffekt sollen durch Simulation erlangte Tendenzen aufgezeigt werden, durch die Trends dann frühzeitig erkannt werden können und so gegebenenfalls ein Gegensteuern möglich wird. Als Beispiele werden in dem Artikel Crowd Disaster, Epidemien oder Finanzkrisen genannt, die durch frühzeitiges gegensteuern „selbstreguliert“ von unten herauf vermieden werden sollen. Ob vor dem Hintergrund künstlicher Intelligenz Aussagen wie „In zehn Jahren werden Computer die Leistungfähigkeit menschlicher Gehirne erreichen“ wirklich noch Bestand haben, sollte jedoch kritisch gesehen werden. Auch wenn die künstliche Intelligenz in den vergangenen Jahren durchaus Einzug in unser alltägliches Leben gehalten hat: Prognosen die die Qualität einer künstlichen Intelligenz linear mit der zur Verfügung stehenden Rechenleistung extrapolieren, werden in den vergangenen Jahren zunehmend kritisch gesehen. Trotzdem läßt sich nicht leugnen, daß Projekte wie FuturITC das Potential haben im Rückblick die Ãœbergangsphase zwischen gesellschaftlichen Epochen zu markieren.

Eine zusätzliche Qualität erlangt der Artikel dadurch, daß die Autoren Carolin Wiedemann und Benjamin Seibel nicht leichtfertig in eine Technikbegeisterung verfallen, sondern durchaus kritisch hinterfragen ob ein solches Werkzeug denn überhaupt gewollt ist, wie es sich mit der Freiheit des Einzelnen in einem sozialen System verhält und ob sich FuturICT letztendlich nicht analog zu Heisenbergs Unbestimmtheitsrelation selbst widerspricht.

Passend zu dieser großen Vision fallen dann auch die Lesermeinungen zu dem Artikel aus: FuturICT polarisiert und scheint gleichermaßen Begeisterung und Zukunftsängste zu wecken.

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