Bestandschutz von Nachweisen und Maßnahmen auf der Basis von Brandsimulationen?

In der Ausgabe 2/2012 des Fachmagazins s+s report beleuchtet Dipl.-Ing. Udo Kirchner von der Sachverständigenpartnerschaft HALFKANN+KIRCHNER die Frage, ob bzw. inwieweit die Verwendung von Methoden des Brandschutzingenieurwesens eine dauerhafte, nachhaltige Nutzung eines auf derartiger Basis genehmigten Gebäudes gewährleisten kann oder ob gar Einschränkungen, Risiken gegenüber einer Standard-Genehmgiung ohne den Einsatz von Methoden des Brandschutzingenieurwesens berücksichtigt werden müssen.

In Bezug auf das Anpassungsverlangen bei bestehenden Gebäuden heißt es in einzelnen Landesbauordnungen sinngemäß:

Ist es wegen der Sicherheit für Leben und Gesundheit erforderlich, kann bei rechtmäßig bestehenden baulichen Anlagen gefordert werden, dass sie den gültigen Vorschriften der Bauordnung angepasst werden. Sofern wesentliche Änderungen mit einem konstruktiven Zusammenhang vorgesehen sind und die den daraus resultierenden Mehrkosten dem Bauherrn zumutbar sind, ist eine Anpassung an heutige Vorschriften erforderlich.

Anhand von zwei Fällen aus der Praxis zeigt der Autor die Unterschiede zwischen der im Bestand vorhandenen Nutzung und der zukünftig geplanten Verwendung des jweiligen Bauwerkes. Hierbei wird in einem Fall auf den Unterschied zwischen Zonen- und Feldmodellen verwiesen, der als Beispiel für mögliche Fragestellungen aufgeführt wird, die zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund der Weiterentwicklung der einzelnen angewendeten Methoden auftreten können.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass nicht allein die Weiterentwicklung der einzelnen Methoden bestimmte Fragen hervorrufen können. Es ist eher von Bedeutung, warum das jeweilige (Simulations-)Werkzeug eingesetzt wurde und ob es zum Zeitpunkt der Anwendung für den zu untersuchenden Fall geeignet war. Zonen- und Feldmodelle können auch zukünftig gleichwertig eingesetzt werden, es kommt primär auf die Fragestellung und den Anwendungsrahmen an. Dieses bereits heute wesentliche Kriterium wird auch zukünftig unvoreingenommen als Anforderung an den Anwender und seine Tätigkeit gestellt.

Anforderungen an die Dokumentation
In seiner Zusammenfassung kommt der Autor zum Schluss, das bereits heute im Rahmen einer ganzheitlichen brandschutztechnischen Betrachtung sämtliche Einflussparameter und die Zuverlässigkeit der Brandsimulationen höheren Anforderungen genügen müssen. Für eine spätere Nachprüfbarkeit kommt daher einer umfangreichen und aussagekräftigen Dokumentation der Schutzzielüberlegungen, der Vorgehensweise sowie der Eingabe- und Ausgabeparameter eine hohe Bedeutung zu. Dies bietet nach Aussage des Autors die Chance, die neue Situation/ Nutzung ingenieurmäßig zu beurteilen, etwaige Unterschiede zum Bestand und der damaligen Beurteilungsgrundlage gezielt herauszuarbeiten und für die zukünftige Nutzung notwendige Maßnahmen zu definieren. Die Überlegungen des Bestandschutzes stehen nach Meinung von Dipl.-Ing. Kirchner somit einer weiteren Verwendung und Verbreitung von Methoden des Brandschutzingenieurwesens nicht entgegen.

Beispiel für eine universale Prozesskette und Qualitätssicherung
Die Formulierung und Anforderung an die Dokumentation von Nachweisen und Maßnahmen auf der Basis von Brandsimulation des Autors kann und muss unterstrichen werden. Die Dokumentation sollte nicht nur zukünftigen Generationen von Ingenieuren dienen, sondern auch Dritten bei der Nachvollziehung und Beurteilung der Nachweise dienen. Bereits heute zeigt das SSI Spezial 1/2009 der Schweizerischen Vereinigung unabhängiger Sicherheitsingenieure und -berater einen möglichen Weg der ganzheitlichen Betrachung im Rahmen der Brandschutzkonzeption auf. Insbesondere der dargestellte Prozess (Abschnitt 7 – Prozesskettte und Qualitätssicherung im Rahmen eines Entrauchungsnachweises) kann als zeitlos angesehen werden. Er ist frei von starren Vorgaben in Bezug auf konkrete Vorgaben für Randbedingungen und Grenzwerte. Eine Anpassung und Konkretisierung der quantitativen Schutzziele ist durch die Trennung von Prozess und quantitativen Vorgaben im SSI Spezial jederzeit möglich, ohne den eigentlichen Ablauf eines Nachweises zu verändern. In dieser Form ist ein Nachweis auch für Dritte und zu einem späteren Zeitpunkt nachvollziehbar.

Ausblick und Chancen
Es wäre wünschenswert, wenn der vom SSI vorgestellte Prozess auch in Deutschland mehr und mehr angewendet werden würde. Eine Berücksichtigung im Zuge der derzeit laufenden vielfältigen Normungsarbeiten wäre zu begrüßen. Ebenso sollte dies auch bei der Erstellung und Erarbeitung von möglichen Leitfaden Beachtung finden. Ein klarer und einfacher Prozess hilft darüber hinaus Vorbehalte gegen die Anwendung von Methoden des Brandschutzingenieurwesens abzubauen.

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