Rauchmelderpflicht – typisch deutsch?

Seit dem Jahr 2000 wirbt das Forum Brandrauchprävention, ein Zusammenschluss verschiedener Verbände und Hersteller von Rauchmeldern, mit dem Slogan „Rauchmelder rettet Leben„.

Ausgelöst durch Schadensereignisse in der nahen Vergangenheit sollte so noch vor Ostern 2012 im bevölkerungsreichsten Bundesland eine „Rauchmelderpflicht“ in der Landesbauordnung von Nordrhein-Westfalen verankert werden. Vor wenigen Tagen verabschiedete der Niedersächsische Landtag als siebtes Landesparlament eine entsprechende Änderung der Landesbauordnung. Die Entscheidung wurde in Fachkreisen (Beispiel [1], [2]) als längst überfällig begrüßt.

Ulrich Bogdahn, Chef der Berufsfeuerwehr Essen und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in NRW (AGBF NRW) sagte im Zusammenhang mit der Gesetzesinitiative in Nordrhein-Westfalen: „Auch aus dem Ausland, wo in vielen Ländern schon sehr lange eine gesetzliche Rauchwarnmelderpflicht besteht, ist bekannt: Eine Ausstattungsquote von etwa 80 % halbiert die Opferzahlen. Wer Menschenleben effektiv schützen will, kann eine Rauchwarnmelderpflicht in NRW nicht ablehnen.

Ohne die Vorteile von Rauchmeldern in Abrede zu stellen, sei die Frage gestattet, ob eine gesetzliche Regelung das Bewusstsein der Menschen für eine frühzeitige Branderkennung und -meldung wirklich zum Positiven verändern kann. Vielleicht wäre ein Blick über den eigenen (Brandschutz-)Tellerrand von Zeit zu Zeit hilfreich…

Schlaue Köpfe schützen sich!
Nicht erst seit einem tragischen Unfall in der Wintersaison 2008/ 2009 wird nicht nur in Deutschland über eine Helmpflicht für Ski- und Snowboardfahrer diskutiert. Unter dem Slogan „Schlaue Köpfe schützen sich!“ wirbt die Initiative Sichere Gemeinden im Bundesland Vorarlberg (Österreich) mit dem Ziel, das Selbstverständnis für das Tragen eines Helmes zu fördern und so u.a. die Anzahl der Kopfverletzungen beim Wintersport zu verringern.

Im Rahmen der Initiative Sichere Gemeinden werden gemeinsam mit Experten Lösungen erarbeitet, wie sich Kinder, Jugendliche, Senioren, Erwachsene und Sportler beim Spiel, in der Freizeit, im Haushalt, im Garten, beim Heimwerken oder in der Landwirtschaft sich vor Gefahren und Verletzungen schützen können. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Prävention und Schulung. Unterstützt von Verbänden, Vereinen und der heimischen Wirtschaft wird im wahrsten Sinne des Wortes Werbung für die gute Sache gemacht. Allein im Jahr 2011 wurden in 76 Gemeinden des Bundeslandes in Kooperation mit der Initiative Sichere Gemeinden 470 Veranstaltungen in verschiedenen Bereichen mit insgesamt rund 24.000 Teilnehmern durchgeführt.

Die seit 2006 laufende Präventionsarbeit zum Tragen von Helmen beim Wintersport zeigt Wirkung. So ergab eine Untersuchung der Initiative in der diesjährigen Saison, dass in Vorarlberg nahezu alle Kinder unter 15 Jahren einen Helm tragen. Bei den Erwachsenen konnte ein Zuwachs auf nun 79 Prozent „schlaue Köpfe“ vermeldet werden. Im Vergleich zu Niederösterreich, wo eine gesetzliche Helmpflicht besteht, tragen nur rund 45 Prozent der Wintersportler einen Helm.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ermittelte, dass das Risiko eines Sportunfalles in Vorarlberg bei 36 Verletzten pro 1.000 Einwohnern liegt. Im Vergleich dazu in Salzburg liegt es bei 72 und in Tirol bei 64 Verletzten pro 1.000 Einwohnern.

Der Blick über den Tellerrand zeigt, dass eine gesetzliche Regelung nicht allein Garant für eine Minimierung von Schadensereignissen ist. Bekanntlich ist Papier geduldig und der Mensch träge. Ob der Verlust einer Versicherungsleistung bei Nichteinhaltung einen richtigen Weg darstellt, sei einmal dahin gestellt. Sollte es zu einem Brandereignis kommen und kein Rauchmelder installiert sein, könnte die Versicherung die Leistung verringern. Der Streit zwischen Versicherung und Versichertem ist somit vorprogrammiert. Es dürfte schwer sein, nachzuweisen, dass der Schaden auch mit Rauchmelder in der gleichen Art und Höhe eingetreten wäre.

Das Beispiel Initiative Sichere Gemeinden zeigt, dass durch intensive Präventionsarbeit und Bewusstseinsschärfung die Anzahl von Schadensereignissen in vielen Bereichen nachweislich verringert werden kann, ohne dies gesetzlich vorschreiben zu müssen. Es wäre wünschenswert, wenn sich die vielen Initiativen unter dem Motto „Rauchmelder rettet Leben“ nicht nur auf die gesetzliche Verankerung von Rauchmeldern im Baurecht beschränken und die Politik nach Einführung der Pflicht ausruhen würden, sondern den vielleicht etwas steinigeren Weg wählen, durch Aufklärung und Engagement die Bevölkerung zur freiwilligen Installation eines Rauchmelders zu bewegen.

Wie bei Helmen könnte es einmal heißen: „Rauchmelder sind schick!“ Damit wäre vielleicht langfristig mehr geholfen… nicht nur im Bereich der Branderkennung.

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